Muss man eigentlich immer alles wissen und die Analysen hinter einer Sache verstehen oder ist es einfach das Beste, wenn man einfach genießt und die Dinge so nimmt, wie diese kommen? Das ist eine berechtigte Frage, die immer aus der Sicht einer einzelnen Person beantwortet werden muss. Wer in ein Kunstmuseum geht, der wird wahrscheinlich beim bloßen Betrachten der Werke recht wenig verstehen. Dennoch wird auch der kunstaffine Besucher es mit seinem Wissen nicht mit einem Kunsthistoriker, der noch dazu auf die ausgestellten Werke spezialisiert ist, aufnehmen können.
Nimmt man als Beispiel einen Immobilienmakler, der täglich seine zwei oder drei Tassen Kaffee pro Tag genießt, wie sieht es bei diesem aus? Muss dieser wirklich wissen, welche Bohnen in seinem Heißgetränk landen oder interessiert sich die Person überhaupt dafür? Nun, in einer Zeit, in der es gilt, besonders auf die Nachhaltigkeit, die Herkunft und die Qualität von Produkten zu achten, ist es sehr wohl angebracht, sich ein gewisses Wissen anzueignen. Die Fertigprodukte, die in den letzten Jahrzehnten die Welt erobert haben, trugen ihren Teil dazu bei, dass viele Menschen ihren direkten Bezug zum Essen verloren haben. Es muss den Magen füllen und schmecken – was drinnen ist und wie das Produkt hergestellt wird, das war lange Zeit nebensächlich.
Trinktder Makler seinen Kaffeeim Büro, so darf dieser nicht vergessen, dass es sich dabei noch immer um ein Luxusprodukt handelt, das sich in vielen Ländern eine Mehrheit der Menschen nicht leisten kann. Leider ist es in den letzten Jahren dem Kaffee so ergangen wie dem guten Essen. Angesagt war lange nur das, was besonders hip und modern war. Hier ein neues Kapselsystem und dort eine neue Maschine, doch noch mehr Druck erzeugt – um den Kaffee selbst ging es dabei schon lange nicht mehr. Aus dem köstlichen Genussmittel wurde ein Lifestyle-Produkt, das in der Küche eine gute Figur abgeben musste.
Mit größerem Wissen zu mehr Genuss
Genuss und Wissen sind dann miteinander verbunden, wenn es einem gelingt, bislang unerkannte Wissenslücken zu füllen und damit gleichzeitig den Genuss zu steigern. Beim Kaffee und dem Wissen darum ist es tatsächlich so, dass die beiden Dinge in einer direkten Relation zueinander stehen. Natürlich bedeutet das nicht, dass man sich das Wissen unddas Können eines Baristasaneignen sollte. Vielmehr sollte man sich zu Themen wie den Anbauländern, den Röstmethoden und der perfekten Zubereitung informieren. Macht man das, so weiß man beim nächsten Gang in den Supermarkt sehr genau, worauf es zu achten gilt. Verwunderlich wäre es zudem nicht, wenn sich fortan der Genuss des schwarzen Getränks in vollkommen neue Höhen schraubt.
Eignet man sichein gewisses Kaffeewissenan, so schätzt man fortan das Getränk wesentlich mehr. Leider spiegelt der Preis in den meisten europäischen Ländern nicht die Arbeit wider, die in das Produkt einfließt. Kaffee beansprucht beim Anbau viel Platz und Farmen benötigen Unmengen an Wasser, um die Pflanzen gedeihen zu lassen. Der Transport schlägt sich ebenfalls negativ auf die weltweite Klimabilanz nieder, sodass es wirklich an der Zeit ist, sich Gedanken um den eigenen Kaffeegenuss zu machen. Das Umdenken, schon im kleinen Maß, kann zu einer deutlichen Steigerung des Genusses und der Qualität führen.
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